oder
Anna und zwei Luxusfrettchen

Ich sitze mit Heike und Dana im La Grazia. Da schneien ganz unerwartet Coni und Anna herein. Als erstes fällt mir auf, dass Anna kurze Hosen trägt. Gleich nach der Begrüssung berühre ich ihren Oberschenkel, um zu prüfen, ob sie Strumpfhosen trägt. Tut sie nicht! Ich bin fassungslos. Anna begreift das als Beginn ihres Trainings für die Kilimanjaro-Besteigung. Ich meinerseits trage Stiefel, eine Daunenjacke mit Weste darüber, eine Mütze und Handschuhe.
Es ist der 16. Januar 2023. Es hat minus ein Grad und es schneit.
Einige Wochen früher
In trauter Damenrunde bei Marike berichtet Coni, dass sie im Jahr 2023 ihren Lebenstraum verwirklichen wird – die Besteigung des Kilimanjaro. Da fällt mir ein, dass das zumindest vor 30 Jahren auch mein Lebenstraum war und beherzt und sehr spontan sage ich meine Teilnahme zu.
Als es wenige Tage später ernst wird und die verbindliche Buchung ansteht, bin ich vollkommen panisch ob meines spontanen Entschlusses. Konditionell mache ich mir eigentlich keine Sorgen, aber man weiss ja nicht, ob man der Höhenkrankheit entgeht. Dazu kommen die sehr einfachen Umstände: keine Dusche, keine Toilette, im Zelt schlafen und eisige Kälte… Oh weh!
Rasch bestelle ich zwei Bücher zum Thema:


Das Buch von der 61-jährigen Dame finde ich weder ermutigend noch motivierend, obwohl sie es geschafft hat (schon vor 16 Jahren). Das Buch des Bergführers finde ich wesentlich brauchbarer, obwohl er die Herausforderung nicht verharmlost. Als ich damit zu Ende bin, fühle ich mich sehr umfassend informiert und die Panik fällt langsam von mir ab.
Hochmotiviert lege ich eine Africa-Playlist auf Spotify an.
Wir nehmen uns vor, das Wandern zu trainieren und Edith fährt mit mir zu Larca. Dort schauen wir schon mal was es alles gibt und was wir brauchen könnten. Die Packlisten, die einem allenthalben mitgegeben werden, sind ganz schön lang.
Silvester 2022
Andy und Harald verbringen Silvester bei mir. Gegen später kommen Coni und Anna auf einen Drink vorbei. Wir berichten von unserem Vorhaben und Anna amüsiert sich köstlich über Conis und mein Gezicke. Der Name „Anna und zwei Luxusfrettchen“ wird geboren.
Erstes Vorbereitungstreffen 30. Januar 23
In der Zwischenzeit habe ich ein weiteres Buch gelesen: Kilimanjaro für Lebensmüde. Ein junger Mann will seinen 30. Geburtstag am Uhuru Peak feiern und macht sich ziemlich unvorbereitet auf die Socken. Es geht ihm die meiste Zeit beim Anstieg richtig schlecht. Anna hat derweil Videos auf YouTube gecheckt. Ein junges Paar aus Kanada hat einige ausführliche Videos zum Aufstieg, zur Packliste, zur Vorbereitung etc. ins Netz gestellt. Diese sind wirklich brauchbar. Allerdings befremdet uns ein wenig, dass die junge Dame Mascara und Concealer(!!!) mit auf den Berg getragen hat. Jedem das seine / ihre. Ich nehme das ziemlich sicher nicht mit.
Aufgaben werden verteilt:
Anna checkt was gekauft werden muss, was man eventuell schon hat und was man ausleihen kann, ich bin für Impfungen und Medikamente zuständig.
Hypoxicum
Am 22. Februar fahre ich nach München, um einen Höhenverträglichkeitstest zu machen. Da wird die Sauerstoffaufnahmekapazität gemessen. Je nach Ergebnis wird einem dann ein Akklimatisierungstraining empfohlen, oder schlimmstenfalls von der Tour abgeraten. Ich bin trotzdem recht entspannt.
Das Hypoxicum – Institut für Höhentraining – sieht ganz anders aus als ich mir das vorgestellt hatte. Gar nicht klinisch, sondern klein, schnuckelig und gemütlich. An den Wänden sind ganz viele Fotos von Menschen, die ihre Tour in luftige Höhen geschafft haben. Es erinnert mich an die Babybilder in den Wartezimmern von Gynäkologen.



Als erstes werden Blutdruck und Puls gemessen (gut, wie immer). Dann bekommt man eine Atemmaske aufgesetzt. Durch diese Maske bekommt man 25 Minuten lang Luft zugeführt wie in 4000 Metern Höhe. Die junge Frau erzählt während dieser Zeit allerlei zu Höhenwanderungen, Akklimatisiation u.ä. So vergeht die Zeit ziemlich rasch. Mir macht das Ganze gar nichts aus. Danach geht es in die Höhenkammer auf’s Laufband. Dort ist die Luft wie in 2500 Metern Höhe und man muss auf dem Laufband 15 Minuten lang bergauf marschieren. Die junge Frau unterhält sich wieder die ganze Zeit mit mir. Wenn ich selbst viel rede, wird die Luft schon etwas knapper, aber das ist wohl normal.
Dann geht es zur Auswertung. Meine Werte sind sehr gut – etwas über dem Durchschnitt des normalen Mitteleuropäers. Das bedeutet, dass mein Risiko an der Höhenkrankheit zu erkranken bei unter 50 % liegt. Das ist allerdings nicht mein Verdienst, sondern genetisch bedingt. Diese Werte ändern sich nicht, es sei denn man würde für längere Zeit auf anderer Meereshöhe leben.
Nun bin ich gespannt wie es Coni und Anna bei ihrem Test ergehen wird.
Vatertag – Donnerstag, 18.Mai
Coni und ich gehen Probewandern. Pünktlich um 9:00 Uhr machen wir uns auf Richtung Kirchheim Nabern. Wir stellen das Auto auf dem Edeka Parkplatz ab und finden den Einstieg in die geplante Tour nicht, die Coni über Komoot herausgesucht hat.



Dadurch lassen wir uns natürlich nicht entmutigen. Wir starten querfeldein in Richtung einer Burg, die auf einem Berg gelegen ist und vermutlich die Teck ist.
Vorbei an einer Bisonherde (zumindest vermuten wir das) steigen wir durch saftig grüne Natur bergan. Da es ja nun seit Wochen regnet, ist alles herrlich grün. Heute scheint ausnahmsweise die Sonne. Kalt ist es allerdings und auch windig.



Nach ungefähr eineinhalb Stunden erreichen wir einen Parkplatz, der schon ziemlich gut besucht ist. Und tatsächlich: es ist der Parkplatz an der Burg Teck. Nebenan wird ein Gottesdienst abgehalten. Die Pfarrer wissen halt auch, wo es schön ist.
Nach einem kurzen, knackigen Aufstieg erreichen wir die Burg Teck und nehmen unser wohlverdientes Vesper ein. Coni macht noch ihr Mittagsschläfchen und dann steigen wir wieder ab.


Auf dem Rückweg lassen wir dann die offiziellen Wege komplett hinter uns und gehen die Direttissima bergab. Zeitweise durch hüfthohes Gras. Ich finde das schon außerordentlich eklig, aber ich beherrsche mich.



Irgendwann haben wir dann rechts, links und vor uns Weidezäune. Wir hoffen, dass wir keinem frei laufenden Bison oder Stier begegnen. Und auch nicht dem Bauern mit der Flinte, durch dessen Weiden wir hier laufen. Es bleibt aber bei ein paar Geisslein.
Von weiter unten hören wir schon betrunkene Männer grölen, die beim Vatertagsumzug sind. So wissen wir immerhin, dass unsere Richtung stimmt.
Gegen 13:30 Uhr erreichen wir wieder das Auto und sind sehr stolz auf unsere erste gemeinsame Wanderung. Nun geht es weiter zum Golfplatz, wo wir uns vor der Runde mit Kaffee und Rhabarberkuchen stärken. Auch Coni!

8. Juni – Fronleichnam
Heute lernen wir unter anderem, daß Gleitschirmflieger Windeln tragen wenn sie den ganzen Tag in der Luft sind.
Als wir auf dem Hohenneuffen Rast machen, beginnt es zu donnern. Deshalb kürzen wir unsere Tour etwas ab und eilen zum Auto. In dem Moment, wo wir drin sitzen, beginnt es zu regnen – Glück gehabt!






9. Juli
Die nächste Übungswanderung führt wieder an die Teck. Nicht dass wir dieses Mal den gewählten Weg finden würden, aber das ist uns egal. Hauptsache bergauf und bergab. Wir passieren die romantische Burgruine Rauber.






6. August
Burg Teck is everywhere
Auch in Stuttgart. Wetterbedingt (es regnet seit Wochen) nutzen wir die Hanglage Stuttgarts und traben bergab und bergauf. Hauptsache Höhenmeter.
Elo

Das ist Elo. Elo ist erst kürzlich zur Gruppe dazugestoßen. Erste Reiseerfahrungen hat er auf einer Gewalt-Tour mit dem Fahrrad von München an den Gardesee gesammelt. Wir man hört, hat er sich tapfer geschlagen.
20. August
Unsere letzte Übungswanderung führt wie immer an die Teck. Es ist kochend heiß und zum Glück findet Coni unseren Weg vom letzten Mal wieder, der ein gutes Stück im Schatten verläuft.




Am Ende heißt es allerdings wieder 2 km in glühender Sonne an der Hauptstraße entlang nach Owen zum Parkplatz traben. Wir sind 14,5 km und 700Hm gegangen und das bei gefühlten 38 Grad.
Es wird ernst!
Freitag, 1. September
Um 12:00 Uhr geht es los. Mit dem Großraum Taxi fahren wir zum Bahnhof. Der Zug, für den wir Plätze reserviert haben, fällt aus, oder auch nicht. So genau weiß man das ja nicht bei der Deutschen Bundesbahn. Coni reserviert vorsichtshalber auch für einen anderen Zug. Auf jeden Fall steht, als wir am Bahnhof eintreffen, ein Zug da, der direkt nach Frankfurt Flughafen fährt. Und den nehmen wir. Er ist zwar so überfüllt, dass Anna und ich die ganze Strecke über, zusammen mit zahlreichen anderen Menschen, im Gang auf dem Boden sitzend verbringen, aber Hauptsache, wir kommen an.

Unser Flug noch Doha geht pünktlich. Der Flughafen dort ist weniger spektakulär als erwartet, nur die Züge, die zwischen den Terminals verkehren, finde ich ziemlich spacig.

Irgendwann gegen 2:30 Uhr morgens geht es weiter zum Kilimanjaro Airport, wo wir kurz nach 8:00 Uhr morgens landen. Ganz schön viele Touristen steigen hier aus und wir fragen uns wie viele wohl auf den Berg laufen werden.
Bei der Einreise liegt Coni mit ihrem ausgedruckten Visum ganz weit vorne. Anna, die ihres nur digital hat, wird zurückgeschickt, um ein Formular auszufüllen. Coni fühlt sich bestätigt und freut sich an ihren Unterlagen auf Papier.
Als diese Hürde genommen ist, gehen wir zum Gepäckband und sind außerordentlich erleichtert, dass sämtliche Packstücke angekommen sind.
Am Ausgang vom Flughafen stehen jede Menge Menschen mit Schildern von Veranstaltern, die ihre jeweiligen Touristen abholen. Der Mann von Hauser führt uns zu unserem Fahrer für den heutigen Tag, Said, und nach kurzer Wartezeit geht es im Gelände-Fahrzeug Richtung Moshi.
Said erzählt uns eine ganze Menge über Land und Leute und überholt nebenbei unzählige Tuktuks. Einmal werden wir von der Polizei angehalten. Wie sich herausstellt, ist Said nicht etwa zu schnell gefahren, aber er hat an einem Zebrastreifen nicht angehalten, weil da niemand drüber gehen wollte. Anhalten muss man da aber wohl trotzdem, so wie bei uns an den Stoppstellen. Da er aber mit der Polizistin persönlich bekannt war, geht es ohne Bußgeld ab.
Moshi hat etwa 200 000 Einwohner und gilt als die sauberste Stadt Tansanias. Am Straßenrand gibt es jede Menge Gärtnereien, die ihre Pflanzen ausstellen. Anna überlegt wie sie Pflanzen mit nach Hause nehmen kann.
Nach ungefähr 45 Minuten Fahrzeit biegen wir in einen ungepflasterten Feldweg ein. Man kann sich kaum vorstellen, dass da ein Hotel sein soll, doch schon nach wenigen Metern erreichen wir die bezaubernde Karanga River Lodge.



Ein kleines Hotel mit ungefähr zehn Zimmern. Jedes trägt den Namen eines afrikanischen Tieres. Coni und Anna wohnen im Rhinozeros, ich im Zebra. Wir sind die einzigen Gäste hier, und das Personal ist absolut reizend. Sowas von freundlich und aufmerksam. Man braucht die Sonnenliege im Garten nur anzuschauen, dann wird sie einem an die gewünschte Stelle getragen. Wir ruhen kurz im Garten. So richtig toll geschlafen haben wir im Flugzeug ja nicht. Und dann essen wir im Hotel. Es wird extra frisch für uns zubereitet. Wir entscheiden uns für einheimisches Essen, das köstlich schmeckt.
Während wir noch am Essen sind, trifft John, unser Wanderführer ein für das Briefing. Er geht mit uns die geplante Route durch und teilt uns mit, wie der nächste Tag ablaufen wird. Die schönste Nachricht aber ist, dass es momentan trocken sein soll und wir wahrscheinlich nicht mit Regen rechnen müssen und auch nicht mit Schnee. Mir fällt ein tonnenschwerer Stein vom Herzen.
John war schon über 400 mal auf dem Berg und strahlt eine angenehme Ruhe aus. Außerdem spricht er sehr gut deutsch.
Am Nachmittag machen wir einen Ausflug nach Moshi. David, ein Hotelangestellter muss uns dabei begleiten. Man hat allerdings nicht den Eindruck, dass er das ungern tut. Ein Tuktuk holt uns am Hotel ab und wir pressen uns zu viert hinein. Ich bin begeistert.

Als erstes fahren wir in einen Vodafone Laden, um uns Tansania SIM Karten zu kaufen. Das dauert für uns alle drei ungefähr eine Stunde und wir halten den kompletten Betrieb auf. Die freundliche Mitarbeiterin richtet uns allerdings auch alles ein, so dass es funktioniert. Während in einer anderen Ecke des Ladens ein Manager an seinem Schreibtisch in der Ecke sitzt und den Laden managt.


Als nächstes besuchen wir ein bekanntes Kaffeehaus und ruhen bei einem Kaffee vom anstrengenden SIM Karten Kauf aus. Auf der Straße ist ein Zuckerrohr-Händler. David kauft uns jedem ein kleines Tütchen davon, damit es kosten können.


Und nun geht es zu meinem persönlichen Highlight des heutigen Tages. Ein weiteres Tuktuk bringt uns über hoppelige Pisten zum Moshi Golf Club.
Einst war das wohl ein ehrwürdiger Golfplatz. An den Wänden im Clubhaus hängen noch riesige Tafeln, auf denen sämtliche ehemaligen Clubmeister aufgeführt sind. Heute aber ist es schwierig, überhaupt jemanden zu finden, der zuständig ist. Doch schließlich nimmt sich der Club Pro unserer an und führt uns ein Stück weit über die total verkommene Anlage. Er ist im Moment dabei, den Platz wieder neu aufzubauen. Allerdings fehlt es ihm dafür sowohl an Geld wie auch an Mitarbeitern und wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass er uns als Sponsoren gewinnen möchte.


Das Notice Board, welches man hier sieht, war übrigens, als wir ankamen, vollkommen zugewachsen. Wie von Geisterhand wurde es innerhalb von 5 Minuten vollständig von Pflanzen befreit, so dass man es problemlos lesen konnte.
Nach diesem Erlebnis geht es mit dem Tuktuk zurück ins Hotel. Auf der Dachterrasse nehmen wir einen Sundowner und sehen zum ersten Mal heute den Kilimanjaro.





Sonntag, 3. September
Heute wird es ernst. Nach einem leckeren, für uns ungewohnten Frühstück werden wir pünktlich um 9:00 Uhr abgeholt von unserem Guide. Wir fahren ins Büro von Mauly Tours und bekommen dort letzte Instruktionen und Wasser.


Dann lernen wir unsere Begleitmannschaft kennen und unseren etwas klapprigen Tourbus, der uns zum Rongai Gate bringt. Wir haben eine Begleitmannschaft von sage und schreibe 14 Personen. Im Laufe der Fahrt vergrößert sich die Anzahl noch, denn der Fahrer hält immer mal wieder an, um einen Bekannten auf der Straße aufzusammeln.
Die Fahrt dauert ungefähr drei Stunden. Natürlich werden wir mal wieder von der Polizei angehalten. Dieses Mal wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung. Das kann man sich eigentlich kaum vorstellen, denn ständig fahren super langsame LKWs vor uns her. Wir passieren viele Dörfer und Ortschaften, wo man einen Blick auf das afrikanische Leben außerhalb der Großstädte erhaschen kann.
Das letzte Stück zum Gate geht über eine steile, löchrige und staubige Piste. Mehrmals bleibt der Bus stecken und fast die ganze Mannschaft springt frohgemut raus, um ihn anzuschieben.

Schließlich kommen wir am Gate an. Da sind schon zahlreiche andere Gruppen und warten auf ihren Abmarsch. Doch zuerst wird noch das Mittagsmahl zubereitet, welches – sehr dekadent – an einem Camping Tisch mit Tischdecke serviert wird.






Erst gegen 15:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Die Träger, der Koch, und der Kellner sind schon vorausgegangen. Die heutige Etappe ist sehr kurz und dauert nur ungefähr zwei Stunden. Und immer gilt pole pole – langsam gehen.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir das erste Zeltlager, das Simba Camp. Jede Menge Zelte stehen schon da. Wir fragen uns, wie viele Gruppen auf dieser Route unterwegs sind.

Ich beziehe mein Domizil für die nächsten fünf Tage. Was soll ich sagen… die öffentlichen Toilettenhäuschen, sofern man das so nennen kann, sind unsäglich und wir sind sehr froh an unseren Pinkelflaschen.




Kurz nach der Ankunft bringt uns ein Bediensteter eine Schüssel mit warmen Wasser, so dass wir unsere Hände waschen können. Wenig später gibt es im Messezelt heißen Tee.

Ich gehe mit Coni noch ein paar Schritte bergauf. Wir müssen allerdings kurz nach 18:30 Uhr umkehren, da es ja sehr schnell dunkel wird. Und schon bald liegt die Zeltstadt in tiefster Dunkelheit und man kann sich nur noch mit Stirnlampe draußen bewegen, Dabei muss man ständig darauf achten, nicht über die Zeltschnüre zu stolpern
Aschraf (der Kellner) hat Abendessen serviert, was wirklich lecker ist und dann spiele ich mit Coni eine Runde Kniffel, um uns die Zeit zu vertreiben. Gegen 20:00 Uhr gehen wir noch gemeinsam pinkeln, irgendwo in der Wildnis und leuchten uns gegenseitig. Dann ziehen wir uns in unser Zelt zurück. Jetzt wo ich das hier schreibe, ist es 20:30 Uhr und ich weiß, dass ich in diesem Leben nur noch fünf Nächte in einem Zelt schlafen werde.



Montag, 4. September
Kalt war es mir in der Nacht, aber zum Glück habe ich ohne Toilettengang durchgehalten.
Ein Morgentee wird uns ins Zelt gebracht und eine Schüssel mit warmen Wasser und dann gibt es ein frühes Frühstück.
Danach wird uns die Mannschaft vorgestellt, und sie singen das Hakuna Matata Lied.


Heute geht es 16 km über die zweite Höhle zum Kikelelwa Camp.






Die Strecke zieht sich ganz schön. Wir gehen 1200 Höhenmeter und 16 km über steinige und staubige Wege, zum Teil ziemlich steil. Landschaftlich ist es herrlich und wir haben auch riesiges Glück mit dem Wetter, denn den ganzen Vormittag scheint die Sonne.




Unsere Begleitmannschaft ist super nett. Alle sind wahnsinnig gut drauf und immer für einen Scherz zu haben. allerdings finde ich es manchmal schwierig, wenn ich sehe, wie diese Leute unglaubliche Lasten den Berg hinauf schleppen und nicht allen fällt es leicht. Sogar frische Eier werden in Eimern mitgeführt!
Mit ihrem Charme und ihrer Fröhlichkeit erobert Anna alle Herzen im Fluge. Schon nach einem Tag wollen alle Träger sie heiraten (und Johnny sowieso).



Am späten Nachmittag schlägt John vor, dass wir eine verborgene Höhle besichtigen. Das ist mal gruselig. Es ist stockdunkel. Riesige Steine liegen herum und alles ist feucht und glitschig. Anna und die Jungs gehen bis zum Ende und sehen entsprechend verdreckt aus als sie zurückkommen. Die zwei Luxusfrettchen kehren schon etwas früher wieder um.



Da wir uns sehr tapfer schlagen und nur wenig über die Umstände jammern, möchten wir keine Luxusfrettchen mehr sein. Wir sind jetzt Dingis, das ist eine scherzhafte Bezeichnung für etwas ältere Menschen (eigentlich Männer, aber das ist uns egal).
Am späten Nachmittag kommen wir im Kikelelwa-Camp an. John muss nun unsere Sauerstoffsättigung prüfen. Wir sind alle so aufgeregt, dass wir einen viel zu hohen Puls haben. Dafür sind die Sauerstoffsättigungswerte in unserem Blut sehr gut. Bisher weist auch niemand von uns Anzeichen von Höhenkrankheit auf.

Um 18:30 Uhr gibt es Abendessen. Es ist unglaublich, was die hier an warmen Essen in ihrem Koch-Zelt zaubern. Der Koch heisst Good Luck oder so ähnlich. Coni sagt immer Feelgood.
Anna verschwindet frühzeitig in ihren Schlafsack. Sie ist erkältet. Coni und ich gehen noch gemeinsam mit Stirnlampe bewaffnet in die Pampa. Die öffentlichen Toiletten kann man beim besten Willen nicht benutzen.
Jetzt ist es kurz vor 20:30. Wahrscheinlich werde ich bald eine Schlaftablette nehmen.
Ich trage zur Nacht zwei Paar Socken mit Fußwärmern dazwischen, eine Skiunterhose, eine Fleecehose, ein langärmliges T-Shirt einen Kashmir Pulli und eine Mütze. Eingewickelt bin ich in einen Hüttenschlafsack und den normalen Schlafsack und dann habe ich noch zwei zusätzliche Decken.
Im Nachbarzeit, führt unsere Begleitmannschaft noch eine angeregte Unterhaltung.
Dienstag, 5. September



Immerhin habe ich in der Nacht nicht gefroren.
Nach dem üblichen Morgenritual starten wir in Richtung Mawenzi Tarn Hütte. Das sind heute nur ungefähr 700 Höhenmeter und ich weiß nicht mehr wie viele Kilometer. Jedenfalls ist es nicht weit. Zur Mittagszeit schon kommen wir im Lager an und dann gibt es schon wieder was zu essen.








Nach einem Stündchen Pause machen wir noch einen „Ausflug“. D.h. wir steigen noch mal 120 Höhenmeter auf zur Akklimatisierung. Es heißt man soll hoch steigen und tief schlafen. Inzwischen hat sich eine Wolke vor den Berg geschoben und es ist ganz schön frisch. Zudem rieseln Aschepartikel auf uns herab und es riecht ziemlich nach Rauch. Offenbar ist irgendwo weiter hinten und unten ein Feuer ausgebrochen. Wir hatten das unseren Guides schon heute Früh gezeigt, aber sie haben uns nicht ernst genommen. Jetzt aber schon.





Unsere Vitalwerte sind immer noch sehr gut. Die werden wieder während des Briefings für morgen ermittelt. Toll ist auch, dass John uns immer genau sagt, was wir am nächsten Tag anziehen sollen und er liegt mit seinen Empfehlungen immer richtig.
Hapo kwa mwana – hapo kwa Dingi

Im übrigen soll man tagsüber viel trinken. Das ist auch gut für die Akklimatisierung. Führt aber dazu, dass man ununterbrochen pinkeln gehen muss.
Mittwoch, 6. September



Heute wandern wir von der Mawenzi Tarn Hut zur School Hut, unserer letzten Station vor der Gipfelbesteigung.
Wir lassen den Mawenzi links liegen, und stellen fest, dass er in der Form vollkommen anders ist als der Kibo. Auf Annas Rückfrage erhalten wir von Dingi eine ausführliche Lektion über die Entstehungsgeschichte des Kilimanjaro. Um alles noch besser zu veranschaulichen zeichnet er das Gebirgsmassiv mit dem Wanderstock in den Staub.

Lange Zeit wandern wir durch die alpine Wüste bergan bis zur School Hut. Das ist ein sehr kleines Lager. Außer uns ist nur eine weitere Gruppe da. Unsere Zelte sind schön in den Abhang aufgebaut, damit auch gewiss unsere Köpfe höher liegen als unsere Füße, was dazu führt, dass wir die ganze Nacht abrutschgefährdet sind.







Nach einem leckeren Mittagessen (Stew- endlich kein Fleisch mehr) gibt es noch einen Ausflug nach oben zur Akklimatisierung. Oben angekommen sitzen alle in irgendeiner Ecke, weil es da ausnahmsweise Netz gibt.



Das Abendessen wird um 17:00 Uhr serviert. Das Zelt fällt fast um. Zum einen ist es schon etwas altersschwach und zum anderen ist es hier oben auch sehr windig. Nach dem Abendessen gibt Dingi das Gipfelbriefing und erläutert dabei sämtliche eventuellen Notfälle, die auftreten können. Ich bin so entsetzt, dass ich am liebsten gleich wieder mit den Trägern absteigen möchte.
Donnerstag, 7. September
Heute ist Gipfel-Tag. Wir werden um 23:00 Uhr geweckt, müssen wieder mit aller Gewalt etwas Frühstück essen und dann geht es los.

Neben unseren Guides Dingi und Johnny kommt heute noch ein dritter mit, Olais, der zusätzliche Lasten schleppen wird. Mir wird heute mein Tagesrucksack von Johnny abgenommen. Darüber bin ich mehr als froh, denn mit den ganzen Wasserflaschen, die man mit sich führen muss ist der super schwer.
Warm angezogen und mit Stirnlampen geht es um Mitternacht los, dem Gipfel entgegen. Hinter uns sehen wir in leuchtendem Rot das Buschfeuer, das unsere Anführer zwei Tage vorher noch verleugnet haben. Ein traumhaft schönes Bild. Allerdings erfahren wir später, dass das Rongai Gate aufgrund des Buschfeuers geschlossen werden musste. Wir hatten also Glück, dass wir überhaupt noch losgehen konnten.

Der Weg ist steil und wird immer steiler. Als wir auf die Hauptroute treffen, sieht man viele, viele Lichtlein, die sich alle dem Gipfel entgegen bewegen. Allerdings stellt man dabei auch fest, dass überhaupt kein Ende abzusehen ist. Wir klettern über riesige Felsbrocken. Die letzten 2-3 Stunden geht es über Schotterpisten steil bergauf. Mit jedem Schritt, den man macht, rutscht man einen halben wieder ab. Es ist ungeheuer anstrengend, ich denke manchmal, ich schaffe es nicht. Man kann es auch nicht mehr wandern nennen. Die Leute schleppen sich irgendwie den Berg hoch. Einige kommen uns auch wieder entgegen, die es wegen der Höhenkrankheit nicht schaffen werden.
Nach etwa 6 Stunden haben wir Gilman‘s Point erreicht. Vor Freude und auch vor Erschöpfung kommen uns ein paar Tränchen.



Zu unserer Überraschung wird uns eine Tasse Ingwertee serviert, den Johnny extra für uns hoch getragen hat.
Dann wird das obligatorische Foto vor dem Schild geschossen und dann geht es weiter zum höchsten Punkt Afrikas, dem Uhuru Peak. Dingi hat gesagt, der Weg dorthin sei einfach zu gehen und relativ entspannt. Das finde ich allerdings nicht. Ich bin total platt und ungefähr 80 Höhenmeter vor dem Uhuru Peak bin ich überzeugt, dass ich jetzt sterben werde. Ich kann gar nicht beschreiben wie mir ist, einfach, als hätte mein letztes Stündlein geschlagen. Ich habe überhaupt keine Symptome von Höhenkrankheit, bin aber total unterzuckert, weil ich viel zu wenig gegessen habe, um die Anstrengung zu bewältigen.
Ich bekomme dann von Anna ein Powergel und als mir das ins Blut übergegangen ist, schaffe ich es, mich die letzten paar hundert Meter zum Gipfel zu bewegen. Coni erzählt mir später, dass es ihr genau so ging.
Am berühmten Gipfelschild muss man sich anstellen, um das Foto schießen zu dürfen aber das machen wir natürlich.






Die Landschaft ist einmalig. Der weite Ausblick über den Krater und die Reste der noch vorhandenen Gletscher sind ein tolles Bild im Sonnenschein. Dann machen wir uns an den Abstieg. Direttissima geht es in sehr flottem Tempo sandige steinige Pisten bergab. Wohl dem, der Skifahren kann. Nach anfänglichem Spaß wird das auch ganz schön anstrengend und der Abstieg über das Barafu Camp zum Millenium Camp zieht sich ganz gewaltig und dauert letztendlich 5 Stunden. Aus dem Camp werden uns Leute aus unserer Mannschaft entgegen geschickt, um Gepäck abzunehmen. Wir sind alle drei komplett am Ende.
Auf den letzten Metern beginnt es auch noch leicht zu regnen. Aber die Sturzbäche kommen erst, als wir unsere Zelte erreicht haben. Bald stelle ich fest, dass es bei mir an allen Ecken und Enden rein regnet.
Lugano, der Spaßvogel, hat für uns zur Begrüßung Blumensträuße gepflückt. Dafür bekommt er von Dingi gleich ordentlich eins übergebraten, denn hier steht ja alles unter Naturschutz. Später meint Dingi dazu, dass die Träger, wenn sie den Touristen Blumen schenken wollen, diese vor Beginn der Tour in einem Blumengeschäft kaufen und denn den Berg hoch und wieder runtertragen sollen.

Kurz nach unserer Ankunft wird uns von Ashraf das Mittagessen serviert, und dann ziehen wir uns in unsere Zelte zurück, um auszuruhen.
Ich zähle die Stunden, bis wir morgen endlich wieder in Moshi in unserer Karanga River Lodge sind. Ich träume von einer ausgedehnten Dusche, sauberen Klamotten und einem Gin Tonic auf der Dachterrasse bei angenehmen Temperaturen.
Noch nie in meinem Leben war ich so dreckig. Außer einer Schüssel warmes Wasser einmal am Tag und den mitgebrachten Feuchttüchern gibt es nichts zum sauber machen. Ich denke meine Hände werden eine Woche brauchen, bis sie wieder ansehnlich sind. Zum Glück habe ich mich auch schon seit Sonntag nicht mehr im Spiegel gesehen.
Vielleicht noch ein paar Sätze zu den Toiletten. Die gibt es nämlich in den Camps nicht. Es gibt einfache Bretterverschläge mit Löchern im Boden. Da geht natürlich viel daneben und dementsprechend riecht es da. Wenn man Glück hat, ist wenigstens ein großer Stein in dem Verschlag mit dem Loch im Boden, mit dem man die Tür fixieren kann, so dass man wenigstens nicht in entwürdigender Haltung überrascht wird.
Gestern nach dem Abendessen – endlich scheint GoodLuck verstanden zu haben, dass wir nur zu dritt sind und nicht zu sechs 😜 folgt zunächst wieder die unvermeidliche Messung unserer Vitalwerte. Mein Blutsauerstoffgehalt ist schon wieder bei 91 👍. Der Ruhepuls ist immer noch etwas hoch wegen der Höhe (3800 m). Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich so schlecht schlafe (neben dem Zelt natürlich).
Dann gibt uns Dingi das Briefing für den nächsten Tag. Wir haben noch viereinhalb Stunden Abstieg bis zum Marangu Gate. Wir loben ihn und seine Mannschaft schon mal über den grünen Klee.


Dann geht es ab ins feuchte Zelt.
Freitag, 8. September
Ich habe besser geschlafen als die letzten Nächte. Trotzdem bin ich um 4:30 Uhr wach und stelle fest, dass meine Wanderhose, die ich zum Trocknen an die Zeltdecke gehängt hatte, jetzt tropfnass ist. Eigentlich ist alles feucht, was im Zelt ist, denn erstens regnet es rein und zweitens ist draußen auch die Luft super feucht. Gestern Abend war so viel Nebel, dass ich mich nicht mehr zur Toilette getraut habe, weil ich vermutlich nicht wieder zurück gefunden hätte. Aber man hat ja die gute Pinkelflasche als Alternative. Coni hat sich irgendwann am Abend durch den dichten Nebel zur Toilette durchgekämpft und wäre auf dem Rückweg fast in einem anderen Zelt gelandet.
Als ich aus dem Zelt steige, bietet sich mir ein traumhafter Anblick. Wir sind hier auf 3800 m und damit deutlich über dem Wolkenmeer. Und hinter uns liegt der Kibo in der Morgensonne.

Ashraf serviert uns ein letztes Frühstück. Unsere undichten Zelte werden abgebaut, das Gepäck gesammelt.


Dann machen wir uns an den Abstieg. Es liegen noch einmal 2100 Höhenmeter vor uns. Dafür sind viereinhalb Stunden eingeplant. Zuerst gehen wir über eine Art Weg, der aus unregelmäßigen Steinen zusammengesetzt ist, die wegen des Regens auch recht schlüpfrig sind. Das ist aber erst der Anfang. Wir gehen die ganzen 12 km entweder über feuchte, rutschige Steine oder durch tiefen Matsch oder beides. Ist ganz schön anstrengend. Zumal heute von unserem Assistant Guide Johnny richtig Gas gegeben wird. Wir steigen in wirklich raschen Tempo ab und überholen alle Gruppen, die vor uns losgegangen sind. Nur mit Mühe gelingt es mir immer wieder einen Ausblick auf den wunderschönen Regenwald zu erhaschen, der um uns herum wuchert.








Der Prinz aus dem Morgenland – ein Gastbeitrag von Coni
Der Tag ist gekommen – wir müssen unseren wunderbaren Berg verlassen. Auf der einen Seite mit Glücksgefühlen, auf der anderen Seite aber mit ein bisschen Trauer. Es ist bei uns allen ein besonderes Hochgefühl vorhanden. Durch den Regen der Nacht sind die Steine des Abstiegsweges glitschig, was mich nicht davon abhielt , unsere Begleiter mit deutschen Liedern zu beglücken- leider ohne weitere Unterstützung meiner Mitreisenden… Wir treffen auf ein Zweierpärchen – eine ungewöhnliche Konstellation: Ein Guide mit einen sehr markenbetont begleiteten Gast. Die Fendi Skibrille und ein offensichtlich Hippies Shirt mit Nazisymbolen waren mehr als auffällig. Unser Kontaktgarant Anna wurde sofort auf seine Notlage aufmerksam – der Arme hatte kein Taschentuch. Pragmatisch wurde eine Lösung gefunden und in Kürze hatten wir die wesentlichen privaten Informationen. Ein wohlbetuchter Sprössling aus den Emiraten – der weitere Arbeitstitel war Prinz Feisal. Feisal hatte Probleme mit unserer Gehgeschwindigkeit, um nicht zu sagen mit dem Umstand, dass er uns nicht überholen konnte. Irgendwann setzte er auf dem glatten Untergrund zum Sprint an und joggte den Berg runter. Es war eine Frage der Zeit, bis er ausrutschte. Und wir haben nicht wirklich offen gelacht.
Dann verschwand der Prinz. Bis wir von seinem Guide erfuhren, dass er sich aufgrund akuter Muskelprobleme auf dem letzten Stück zum Gate von der Notfallambulanz hat abolen lassen. Ein teueres und absolut unübliches Unterfangen. So aber schaffte es Prinz Feisal unerkannt im Rettungswagen an uns vorbei zu kommen und vor uns am Gate zu sein. Triumphierend strahlte er uns an der Registrierung an. Auf meine Frage hin, wie er so schnell hierher gekommen sei, meinte er, er sei geflogen.
Planmäßig erreichen um wir nach viereinhalb Stunden das Marangu Gate. Jeder dort begrüßt uns freundlich und gratuliert uns zum Gipfelerfolg. Wir tragen uns in das Gipfelbuch ein, machen das obligatorische Foto vor dem Schild und dann steigen wir, dreckig, wie wir sind, in den Bus, der uns in ein nahegelegenes Dorf bringt, wo wir Mittag essen werden und uns von der Mannschaft verabschieden.






Wir essen zusammen mit Dingi und genießen ein köstliches Kilimanjaro-Bier. Anschließend stößt die gesamte Mannschaft hinzu für die Abschiedsreden, die Trinkgeldübergabe und die Übergabe der Geschenke. Damit sind Artikel gemeint, die wir übrig haben. Und wir bekommen unsere Besteigungszertifikate!



Wir lassen alle möglichen Sachen zurück: Hosen, Trinkblasen, Schuhwärmer, Gamaschen… und ich lasse unter anderem meine froschgrüne Daunenjacke, das froschgrüne Fleece und ein froschgrünes Cap zurück. Dingi gibt genau vor, in welcher Reihenfolge die Mannschaft sich etwas von den Sachen nehmen darf. Mich freut ganz besonders, dass künftig Good Luck, der Koch, in meiner Daunenjacke herumlaufen wird und Ashraf, der Kellner, in meinem grünen Fleece.

Lugano hält dann noch eine Rede im Namen der Träger und Anna in unserem. Richtig schön haben sie das gemacht. Es ist eine sehr emotionale und schöne Veranstaltung.
Das Team und allen voran natürlich der Chef, Dingi, und Johnny und Olais haben einen großen Anteil daran, dass wir es geschafft haben. Ihr Support war einfach jederzeit super. Es ist auch bemerkenswert zu sehen, wie Dingi seine Mannschaft voll im Griff hat und mit natürlicher Autorität dirigiert. Davon abgesehen ist es ein sehr schöner Mann. Coni und Anna brechen jedes Mal in lautes Gelächter aus, wenn ich das sage.


Dann fahren wir zurück nach Moshi ins Büro von Mauly. Dort wird es ernst und es heißt Abschied nehmen von der ganzen Mannschaft. Wir haben das Gefühl, dass es selbst Dingi schwer wird, Abschied zu nehmen.
Nun, wo über 24 Stunden seit der Gipfelbesteigung vergangen sind, sehen wir diese schon wieder in einem viel positiveren Licht. Der Verklärungsprozess hat also bereits begonnen.
Insgesamt war es eine fantastische Tour mit vielen tollen Erlebnissen und Begegnungen und natürlich auch extremer Anstrengung.
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für die Kilimanjaro-Besteigung:

Die Pinkelflasche (hatten wir) und jede Menge Traubenzucker (hatten wir nicht genug)
Übrigens: wir haben es alle drei ohne Druckstellen und ohne Blasen geschafft – fast. Anna hat sich beim letzten Abstieg noch eine Blase gelaufen.
Nachtrag am 27. Oktober
Gestern hat uns Dingi, also John Naiman, geschrieben, dass er eine eigene Reiseagentur gegründet hat. Angeboten werden Bergbesteigungen (Kili und Mount Meru), Safaris und Sansibar-Trips.
Sogleich geht es rund in der WhatsApp-Gruppe Anna und zwei Dingis. Wir hören den Mount Meru und die Usambara Mountains und Sansibar rufen.
In Moshi kehren wir zurück in die Karanga River Lodge und es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Das erstaunlichste ist, dass wir nicht etwa als erstes unter die Dusche springen, sondern am Pool ein weiteres Kilimanjaro Bier nehmen. Kurze Zeit später setzt sich Agnes, die Managerin des Hotels zu uns, um unsere Erzählungen anzuhören. Sie selbst hat den Berg einmal in drei Tagen bestiegen.

Nach der Dusche nehmen wir einen Drink auf der Terrasse wie wir es uns tagelang vorgestellt hatten und dann ein leckeres Abendessen.



Nach dem Abendessen kommen wir ins Gespräch mit dem einzigen weiteren Hotelgast, einem alleinreisenden deutschen Touristen. Er hat ebenfalls die Kilimanjaro-Tour gemacht, und begeistert tauschen wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen aus. Und dann will er uns seinen absoluten Geheimtipp, und DAS Must-have auf der Tour verraten: die Pinkelflasche 🤣.
Morgen werden wir um 7:30 Uhr abgeholt für die Safari.
Samstag, 9. September
Unser Safari Guide Samuel holt uns pünktlich um 7:30 Uhr ab. Zuerst einmal fällt auf, dass alle ein wenig unrund laufen. Coni sieht aus, als hätte sie jemand angeschossen. Anna kommt auch nicht gerade dynamisch daher und bei mir ist es erst am Anfang. Unsere Oberschenkel lassen uns jetzt die stundenlangen Abstiege spüren.
Wir starten Richtung Arusha. Das dauert ungefähr eine Stunde. Arusha ist eine Großstadt mit über einer Million Einwohnern, wo Tradition und Moderne nebeneinander existieren. Man sieht viele Privatautos, daneben aber jede Menge Tuktuks. Es gibt moderne Gebäude und große Geschäfte und daneben den Straßenhändler, der Bananen auf seinem Handkarren schiebt. Zum Tarangire Nationalpark ist es noch ein ordentliches Stück. Überall entlang der Straße winken uns Kinder zu. Wir sind wohl noch so zwei Stunden unterwegs, bis wir den Park erreichen.

Am Parkeingang angekommen, wird es richtig touristisch. Da stehen schon jede Menge Geländewagen. Man merkt es auch daran, dass die öffentlichen Toiletten tipptopp sind, einschließlich Klopapier und fließendem Wasser.


Dank Samuel sehen wir Elefanten, Zebras, Giraffen und auch einen Geparden.




Picknick-Lunch gibt es nur wenig später. Man muss aufpassen, dass einem Affen nicht das Essen vom Tisch klauen
Samuel erzählt aus seinem Leben. Er ist Massai, der zu Hause (angeblich) noch vollkommen traditionell lebt mit Ritualen, Bräuchen, typischer Tracht und allem was dazugehört. Zur Arbeit wechselt er in eine komplett andere Welt hinüber. Mit 13 wurde er zur Ausbildung nach Uganda geschickt. Dafür haben seine Eltern die Hälfte ihrer Viehherde verkauft. Eine ganz schöne Verantwortung für ein Kind und späteren jungen Menschen. Während Corona gab es für ihn überhaupt nichts zu tun. Das muss ganz schrecklich gewesen sein. Jedenfalls wirkt er ziemlich frustriert.
Anschließend geht es noch mal auf Pirsch und wir sehen sehr viele wilde Tiere. Samuel ist so mit der Natur verbunden, dass er scheinbar die Anwesenheit von Tieren schon spürt, bevor man sie überhaupt sehen kann. Das Walkie Talkie hat sicher auch seinen Anteil daran.


Später hoppeln wir über die unebenen Pisten zu unserer nächtlichen Unterkunft, dem Burungu River Lodge. Hier schläft man in fest installierten Zelten. Diese sind allerdings ausgestattet wie richtige Hotelzimmer mit Bad, Toilette und sind auch sehr groß, so dass es eher wirkt wie ein Zimmer. Von der Terrasse aus sieht man auf den Lake Burungu mit unzähligen Flamingos.

Das Dinner nehmen wir auf der Terrasse ein. Es gibt hier gar kein künstliches Licht. Das macht eine tolle Atmosphäre.


Sonntag, 10. September
Nach dem Frühstück geht es los in Richtung Lake Manyara. Wir fahren über total holprige Pisten die sogar Straßennamen haben. So was packt nur ein großer Geländewagen. Immer wieder werden Kuhherden über die Straße getrieben und Ziegen gibt es ebenfalls jede Menge. Alle Kinder am Straßenrand winken uns zu und wir winken zurück und kommen uns dabei vor wie Queen Mum. Wir entscheiden, dass Coni Königin Beatrix ist und ich Königin Silvia.

Der Lake Manyara Park wird zu 2/3 von einem See, dem Lake Manyara eingenommen. Vor sieben Jahren gab es da nach zwei Monaten ununterbrochenem Regen eine große Überschwemmung. Die Folgen sieht man teilweise heute noch. Viele Bäume in Wassernähe sind abgestorben.
Angeblich ist der Park bekannt für die Löwen, die auf den Bäumen leben. Davon sehen wir allerdings keinen, dafür eine Python. Außerdem noch Elefanten, Giraffen und viele Pavianfamilien.




Als wir durch den Park durch sind, machen wir uns auf dem Weg zu unserer heutigen Unterkunft. Unterwegs kaufe ich noch einen Gürtel. Bei der Kilimanjaro Tour muss ich abgenommen haben. Jedenfalls rutscht mir meine Safari Hose davon. Dann gibt es noch für jede von uns ein Tansania Armbändchen.
Wenig später erreichen wir unsere heutige Unterkunft, die Marera Lodge. Superschönes Hotel mit riesigen Zimmern.



Wir sind heute sehr früh dran. Unser Reiseleiter verabschiedet sich erleichtert um 15:00 Uhr bis zum nächsten Tag von uns. Coni und ich begeben uns an den Swimmingpool. Anna macht Digital Detox am Telefon.


Montag, 11. September
Auf dem Weg zur Serengeti fahren wir durch den Ngorongoro National Park, Auf holpriger Piste geht es auf dem Kraterrand stetig bergauf. Zeitweise ist es so neblig, dass man kaum die Straße sieht. Später reißt es auf und es bietet sich ein grandioser Ausblick über den Krater. Dieser ist so groß, dass man mit dem Auto drei Stunden benötigt, um ihn zu durchqueren.
Am Straßenrand sind viele Massai Ansiedlungen. Als die Serengeti zum Nationalpark erklärt wurde, wurden die Massai, die dort lebten hierher umgesiedelt.



Unterwegs kommen wir am Grab von Bernhard und Michael Grzimek vorbei, die sich im letzten Jahrhundert stark für die Rettung der Serengeti eingesetzt haben.

Wir halten bei der Olduvai Schlucht, der Wiege der Menschheit. Dort wurden urmenschliche Überreste in 4 verschiedenen Gesteinsschichten gefunden.
Eigentlich müsste die Schlucht Oldupai heißen, nach einer Pflanze, die hier wächst. Aber der Namensgeber konnte den Namen nicht richtig aussprechen, deswegen blieb es bei Olduvai.


Weiter geht es zur Serengeti. Kurz nach dem Eingang zum Park gibt es Picknick.
Coni hat in der Früh versucht dem Kellner ihre sehr speziellen Wünsche für ihren packed Lunch zu vermitteln 🤣 er schaut sie ziemlich verständnislos an und am Ende hat sie das gleiche Lunchpaket wie wir. Allerdings ist in ihrem vegetarischen Lunch noch ein Chicken drin.
Die Lunchpakete werden von den Lodges immer sehr individuell gepackt. Da gibt es keine fertig verpackten Plastiksandwiches, sondern mal etwas Obst und Rohkost, ein Brötchen mit vegetarischem Belag, ein Fruchtgetränk etc. Einmal bekommen wir eine Portion abgekochter trockener Spaghetti in Alufolie. Anna und ich sind begeistert und essen alle auf. Coni nicht.

Im weiteren Verlauf findet man immer da wo viele Autos stehen, irgendwelche Tiere. So stehen zum Beispiel um ein ruhendes Löwenrudel 17 Autos herum.
Die Guides informieren sich gegenseitig über Funk was es wo zu sehen gibt.
Nachdem wir sehr lange atmende Löwen betrachtet haben (fand ich bisschen langweilig), fahren wir wieder weiter und irgendwann hält unser Guide vor irgendwelchen sonderbaren Zelten an. Ich möchte gerade fragen, wer denn darin haust, als ich erfahre, dass ich das bin. Dies ist unser Lager für die nächsten zwei Nächte. Mir fällt die Kinnlade bis zu den Knien runter.
Also das ist wirklich gruselig. Kurz nach unserer Ankunft entlädt sich dann auch noch ein heftiges Gewitter und alles steht unter Wasser. Ein verschlagen wirkender „Manager“ heisst uns willkommen und wir sind jetzt schon sicher, dass er uns übers Ohr hauen will.



Der Regen setzt sich die ganze Nacht hindurch fort. Es ist feucht, klamm, und es schüttet wie aus Kübeln. Ausgerechnet dies hier ist die einzige Unterkunft auf unserer Reise, in der wir zwei Nächte verbringen werden.



Unser Guide beherrscht seinen Toyota Land Cruiser im übrigen wirklich perfekt. Wir sind heute keinen einzigen Meter auf befestigten Straßen gefahren. Er steuert das Fahrzeug sicher und äußerst zügig über die Schotterpisten und durch Schlammlöcher. Auf Coni wirkt das Gehoppel sehr beruhigend. Sie ist durch eine Erkältung ziemlich angeschlagen und sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzt, schläft die Königin Beatrix auch schon ein.
Dienstag, 12. September
Heute steht eine Fußpirsch mit einem bewaffneten Ranger auf dem Programm. Dazu fahren wir erst mal eine Stunde lang mit dem Auto drei verschiedene Stellen an, wo Formulare ausgefüllt werden. Dann treffen wir auf ein kleines Männchen mit einem großen Gewehr, das uns durch die Savanne führen wird. Wir lernen die Spuren von verschiedenen Tieren lesen, lernen, wie deren Dung aussieht und treffen schon bald auf eine schwarze Mamba. Zum Glück nur eine ganz kleine. Die Mutter bleibt uns erspart. Ansonsten sehen wir noch von Weitem Herden von Zebras und Wildebeest (Gnus), die durch die Savanne ziehen. Nach zweieinhalb Stunden ist das Männlein ziemlich erschöpft und wir steigen wieder ins Auto ein, um von dort aus Tieren nachzujagen.




Ungefähr zwei Stunden lang suchen wir in Absprache mit anderen Safariguides einen Geparden. Irgendwann kann man mit dem Fernglas drei Exemplare in sehr weiter Entfernung ausmachen. Und diese beobachten wir wieder für geraume Zeit.
Auch ein Leopard wird entdeckt, der auf einem Stein ruht. Dort stehen schon 25-30 Fahrzeuge, deren Insassen dem Leoparden beim Ausruhen zusehen.
Im Grunde muss man nur schauen, wo die meisten Land Cruiser stehen, denn dort gibt es offenbar etwas zu sehen.







Wie unschwer zu erkennen ist, finde ich Safari nicht besonders spannend. Im besten Falle meditativ. Man lässt sich im Auto herumschaukeln und schaut über die weite Landschaft, die wirklich herrlich anzusehen ist.
Annas Konfirmandenblase führt im übrigen dazu, dass sie zweimal mitten in der Serengeti aus dem Auto aussteigen muss, um an der jeweiligen Stelle ihr Revier zu markieren. So kommt man auch zu Land.
Am Abend regnet es dann wieder, wie im übrigen wohl jeden Abend hier. Ich finde im Messezelt sitzen heute etliche Leute, die nicht allzu glücklich aussehen. Wir allerdings haben unseren Spaß mit der Vorstellung, dass Anna mit Johnny eine Safari Agentur gründet, die natürlich Dingi-Safari heißen wird. Coni und ich betreiben am Fuße des Berges einen Tanzanithandel und einen Biergarten.
Mittwoch, 13. September
Heute verlassen wir die Serengeti wieder. Bezahlen den widerlichen Schleimer im Tented Camp mit Euro, weil er behauptet, er habe kein Kartenlesegerät. Das passt ihm zwar gar nicht, aber er traut sich auch nicht, uns Widerworte zu geben.
Heute sind wir schon sehr früh unterwegs und wir sehen tatsächlich direkt am Straßenrand einen Geparden sitzen. Coni gelingen ein paar tolle Fotos.



Als nächstes wird noch mal der Leopard von gestern aufgesucht. Dort stehen schon wieder 30 Autos rum und der Leopard ist auch da.
Ungefähr um 9:00 Uhr erreichen wir den Ausgang der Serengeti, und wenig später stoppt unser Guide. Wir besichtigen jetzt ein Massai Dorf.
Als erstes wird mitgeteilt, was wir dafür zu zahlen haben (50 $). Dann wird uns unser dortiger Guide vorgestellt. Zuerst singen und tanzen uns die Leute aus dem Dorf etwas vor, anschließend müssen wir selbst mittanzen. Das ist mir zwar ziemlich peinlich, aber was will man machen. Von den Tänzen gibt es einige Videos. Coni behauptet felsenfest, dass sie höher gesprungen sei als alle anderen.





Wir besichtigen eine der Hütten. Es ist klein, dunkel und eng. Und besteht nur aus einer Feuerstelle und Schlafgelegenheiten für Eltern und Kinder.
Der Guide erzählt uns über das traditionelle Leben der Massai. Die Frauen machen die ganze Arbeit und die Männer offensichtlich nichts. Ernähren tun sie sich von Fleisch, Milch und Blut.
Dann dürfen wir noch die Schule besuchen. Die Kinder singen uns etwas vor. In relativ frühem Alter werden einige der begabteren Kinder ausgewählt und auf eine weiterführende Schule geschickt (natürlich keine Mädchen).
Natürlich gibt es auch Souvenir Handel in dem Dorf und anstandshalber kaufen wir ein paar Kleinigkeiten.

Das ist schon ein sehr krasses Leben hier. Zudem geht die ganze Zeit über ein sehr starker Wind. Man fragt sich, wie man das aushalten kann auf Dauer. Allerdings ist auch nicht alles ganz schlüssig…
Unser Guide Sam behauptet auch, dass er zu Hause ein traditionelles Massai-Leben führen würde. So eitel wie der ist, können wir uns das allerdings kaum vorstellen. Man fragt sich schon, wo er seine Markenklamotten in so einer kleinen Hütte unterbringen könnte.
Es bleiben Fragen offen.
Weiter geht es zum Ngorongoro Krater. Eine steile Straße führt in den Krater hinein. Die Landschaft ist wieder ganz anders und wunderschön. In der Mitte des Kraters ist ein See mit Flamingos.
Ansonsten gibt es jede Menge Gnus, Zebras, Hippos, Pumbas und andere kleinere Tiere. Und zuletzt gelingt es doch noch in weiter Ferne ein Rhino zu spotten. Damit sind die Big Five komplett.








Als wir den Krater wieder verlassen und die steile Straße zum Rand empor fahren, sehen wir sogar noch einige Elefanten mit Babys.
Schon bald ist unsere heutige Unterkunft erreicht, die Ngorongoro Rhino Lodge. Erleichtert stelle ich fest, dass es hier feste Häuser gibt, keine Zelte. Das ist auch gut so, denn es ist empfindlich kalt hier auf über 2000 m. Wir werden von super netten Leuten empfangen. Nach 5 Minuten weiß jeder, dass hier Anna und zwei Dingis kommen.
Die Zimmer sind einfach und zweckmäßig aus den 50-er-Jahren und haben sogar eine Feuerstelle. Vom Balkon aus sieht man in einem Garten, wo Zebras und andere Tiere weiden und es gibt noch mal eine herrliche Aussicht auf die Umgebung.

Bar und Restaurant sind mal richtig klasse. Denn dort gibt es eine große Feuerstelle, um die wir uns sofort versammeln bis zum Abendessen.
Als wir zu Bett gehen, kommt ein Angestellter mit einer Schaufel glühenderKohlen und gibt diese in den Ofen im Zimmer.


Donnerstag, 14. September
Früh um 7:00 Uhr schon verlassen wir die Rhino Lodge wieder. Der Krater und der Kraterrand liegen noch im dichtem Nebel.
Beim Frühstück setzt sich unser Guide wieder zwei Tische weiter, obwohl an unserem Tisch für ihn gedeckt ist. Überhaupt es ein ziemlich merkwürdiger Typ. In sechs Tagen gemeinsamer Safari hat er es nicht für notwendig befunden, sich unsere Namen zu merken. D.h. hier muss ich mich korrigieren: nachdem Anna zum zweiten oder dritten Mal in der Serengeti aus dem Auto steigen musste, um ihr Revier zu markieren, befand er sie für „very funny“ und kannte fortan ihren Namen. Auf Coni und mich trifft das allerdings nicht zu. Wir bleiben bis zum Schluss die zwei Dingis. Wir haben auch bis zum Schluss keinen richtigen Zugang zu ihm gefunden. Bezeichnenderweise nennt Coni ihn auch meistens „John“.





Wir besichtigen ein 2500-Seelen-Dorf. Eine Dame namens Happiness macht eine wirklich interessante Führung mit uns. Wir lernen vieles über den Reisanbau und über das dörfliche Leben schlechthin. Natürlich sollen wir auch wieder das eine oder andere kunsthandwerkliche Stück erwerben. Coni möchte die Figur einer afrikanischen Frau. Und nach allem, was wir inzwischen über die Massai gelernt haben, darf es keine Massai-Frau sein. Das gestaltet die Auswahl schwierig, aber am Ende wird sie doch fündig.
Wir müssen Banana-Beer (Du meine Güte) und rote Bananen kosten. Mich schaudert! Die rote Banane schmeckt genau wie eine gelbe. Nachdem ich einmal abgebissen haben, möchte ich den Rest dezent entsorgen indem ich ihn zu den Schalen lege. Da sagt Happiness streng zu mir „an African woman does not waste food“ und isst meinen Rest auf. Und ich schäme mich ein bisschen.



Nach der Besichtigung des Dorfes geht es ohne Pause (außer Pinkelpause für Anna) zurück nach Moshi. Eigentlich hatten wir geplant, dass Anna während der Mittagspause Samuel weiter nach seinen familiären Verhältnissen ausfragen soll. Das entfällt jetzt natürlich. Schade.



Auffallend ist, dass er sein normalerweise zügiges Tempo immer mehr reduziert je näher wir Moshi kommen. Plötzlich werden sogar kleine Videos im Auto gedreht von Anna und den Dingis und als wir schließlich wieder in der Karanga River Lodge ankommen, verlangt er sogar noch ein Gruppenfoto von uns allen. Und umarmt uns zum Schluss etwas unbeholfen. Wir sind äußerst überrascht. Später ärgern wir uns, dass wir aus Bockigkeit keine Fotos gemacht haben.
Die Freude über das Wiedersehen mit Agnes, David und den anderen ist groß, und wir hängen den Nachmittag mit Agnes, Otto, Kilimanjaro Bier und Gin Tonic am Pool ab.






Am nächsten Morgen werden wir schon um 5:30 Uhr abgeholt und zum Flughafen gefahren. Eigentlich sollte Anna noch den Fahrer zu Samuel interviewen. Dieser ist aber gar nicht gesprächig und so werden wir weiterhin im Halbwissen leben.
Unser Flug geht gegen 9:00 Uhr. Wir haben eine Zwischenlandung in Daressalam. Dann geht es weiter nach Doha, wo wir am frühen Abend ankommen. Wir suchen die Oryx Lounge auf, wo wir uns kostenlos aufhalten dürfen. Dann möchten wir unsere gebuchte Stadtrundfahrt antreten. Dafür sind wir allerdings zu spät dran. Wir hätten zwei Stunden vor Beginn dort sein müssen, um die ganzen Immigration Formalitäten zu durchlaufen. Das ist ja wirklich absurd. Also schreiben wir die Stadtrundfahrt ab und kehren in die Oryx Lounge zurück. Das Ännchen stellt sich eine Stunde lang für eine Dusche an, ist danach aber überglücklich. Wir essen und trinken… Anna muss schon für die Wiesn üben.




Am Ende wird die Wartezeit doch etwas zäh, aber um 1:30 Uhr geht schliesslich unser Flug und wir sind planmässig gegen 8 Uhr morgens in Frankfurt.
Anna und zwei Luxusfrettchen sind abgereist und Anna und zwei Dingis kommen zurück von einer meeeeeega Reise.

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