Sonntag, 13. Oktober 2024
Am Sonntag, den 13. Oktober geht es los. Leon, Heinz und ich fahren in den Westerwald zum Wilson Invitational. Gewohnt pünktlich steht Leon um 05:50 Uhr mit dem Bus der SportKultur vor meiner Tür. Wir verstauen Golfausrüstung, Wägele und Gepäck und fahren nach Untertürkheim, um Heinz abzuholen. Auch Heinz ist schon fertig, obwohl für ihn die frühe Morgenstund‘ kein Gold im Mund hat.
Bei Regen fahren wir los, ungefähr drei Stunden soll die Fahrt dauern. Der Golfclub Wiesensee und das zugehörige Lindner-Hotel liegen bei einem Nest namens Stahlhofen im Westerwald. Zu Beginn der Fahrt regnet es noch, aber der Wetterbericht sagt, dass es zumindest trocken bleibt. (Das stellt sich später als Falschmeldung heraus).
Wir kommen gut durch und sind bereits kurz nach 9:00 Uhr am Golfclub Wiesensee. Mitten in der Pampa. Auf jeden Fall hat nichts geöffnet. Keine Gastro, kein ProShop (macht erst um 10:00 Uhr auf) und der Starter ist zu unflexibel, um uns früher rauszulassen. Allerdings ist auch einiges los auf dem Platz. Die regulären Mitglieder des Clubs wollen sicher die letzten einigermaßen erträglichen Herbsttage zum Spielen nutzen.

Es ist sehr frisch und es ein weht ein eiskalter Wind. Da ich mich nicht frühzeitig im Herbst verweichlichen möchte, habe ich keine gefütterte Winterhose an sondern eine normale lange Hose. Das wird bei der Kälte nicht gutgehen. Also erst mal schnell die Regenhose drüber gezogen. Die ist einige Nummern zu groß und sieht entsprechend blöd aus. Heinz hat da mit Long Johns (früher hätte man lange Unterhosen gesagt) schon vorgesorgt. Selbst der hitzige Leon gibt zu, dass es sehr erfrischend ist. Zum Glück habe ich eine Wintermütze mit.
Am Ende stehen wir ewig lang in der Kälte rum. Noch nicht mal einen Kaffee gibt es und unsere Hotelzimmer sind natürlich zu dieser frühen Stunde noch nicht bezugsfertig. Um 11:20 Uhr gehen wir dann schließlich los. Mit unseren ersten Abschlägen machen Leon und ich der GolfKultur keine Ehre. Zum Glück kennt uns niemand.

Der Platz ist recht schön, aber auch nicht spektakulär. Das gepriesene Signature Hole vier (oder drei?) bietet zwar einen hübschen Ausblick auf die Umgebung. Aber da können unsere Plätze mit Aussicht auf die Alb allemal mithalten.


Eine nette Idee ist die sogenannte Baumelbank, die man über ein paar Treppen erklimmt, um dann wie ein Zwerg darauf zu sitzen und die Beine baumeln zu lassen. Diese Bank nutzen wir natürlich gerne als Fotomotiv, zumal wir auch an dieser Bahn warten müssen bis der Vorflight weg ist.

Gegen Ende der Runde stoßen wir mit den mitgebrachten Heroldrebe Piccolos an. Die sind über dreieinhalb Stunden fast kühlschrankkalt geblieben. Mir geht der Alkohol direkt ins Hirn. Nach der Runde gibt es für jeden noch einen Piccolo aus dem Kofferraum des Busses (die Chippingdales lassen grüßen).


Dann checken wir im Hotel ein. Ich bekomme ein schönes großes Zimmer mit einem bequemen Doppelbett in einer gemütlichen Nische. Ordentlich eingeheizt ist auch. Am liebsten würde ich das Zimmer gar nicht mehr verlassen. Aber das geht natürlich nicht, denn heute ist Wiesenabend und man ist gebeten, sich in Tracht zu verkleiden. Anstelle eines Dirndls trage ich ein lila Edelweiss-Halstuch (geliehen), ein Trachtenkettlein (ebenfalls geliehen) und eine jankerähnliche Strickjacke. Nicht zu vergessen mein Trachtentäschlein (ebenfalls geliehen). Danke Ela und Bini!
Als Heinz wie verabredet in der Bar zum Apéritiv auftaucht, staunen wir nicht schlecht. Er trägt eine prächtige Trachtenweste aus seiner Heimat Kärnten und eine Trachtenjacke. Bei Leon hat es nur zu einem karierten Hemd gereicht.

Nach unserem Apérol Spritz machen wir uns auf ins Clubhaus, wo das Abendessen gereicht wird. Da mehr Teilnehmer da sind als Plätze, müssen wir eine Weile warten bis wir einen Tisch finden. Kaum sitze ich und habe was gegessen und etwas Weinschorle getrunken, falle ich in mich zusammen. Ich fühle mich als hätte ich Jetlag. Tagsüber habe ich wegen der Kälte viel zu wenig getrunken und dann in Hochgeschwindigkeit die Piccolos und den Apérol. Das Ergebnis ist, dass ich – bevor ich am Tisch einschlafe – in mein gemütliches Zimmer zurückkehre und mich gründlich ausschlafe.
Leon und Heinz halten es, zusammen mit Michael Kraus, wesentlich länger aus. Ihren Berichten zufolge stehen sie sogar sehr lange auf der Clubhaus-Terrasse und drehen sich wie die Brathendl vor den Heizpilzen. Brrr, das hätte ich eh nicht ausgehalten.
Montag, 14. Oktober
Kurz vor 9 Uhr treffe ich mich mit Heinz am reichhaltigen Frühstücksbüffet mit Blick auf den Wiesensee. Wir erfahren, dass der See schon seit zwei Jahren kein Wasser mehr führt, da eine Stauklappe (oder so ähnlich) defekt ist und nicht repariert wird. Schade. Der See ist mittlerweile von üppiger Vegetation bewachsen. Wenig später tauchen auch Leon und Michael auf.
Warm bekleidet geht es dann zur Driving Range, wo neue Wilson-Produkte getestet werden können. Erst mal machen Heinz und ich beim Putt-Turnier mit. Heinz schlägt mich um einen Putt. Ich teste einen der Putter mit dem mega-dicken Griff. Gewöhnungsbedürftig. Anschliessend gehen wir zu den Abschlägen und testen Driver des nächsten Jahres.



Um 12:30 startet das (nicht vorgabenwirksame) Turnier. Leon, Heinz und ich dürfen zusammen spielen. Darüber bin ich froh, weil die Dichte von nicht allzu sympathischen Menschen hier doch ziemlich hoch ist. Man lässt uns beim am weitesten entfernten Tee starten. Dorthin benötigen wir schon mal gute 20 Minuten. Dort angekommen, stelle ich fest, dass ich mein fliederfarbenenes Golftäschle nicht dabei habe. Nach einigem Überlegen fällt mir ein, dass ich es beim Drivertest auf der Range abgelegt habe. Mit ist doch etwas unwohl, da in dem Täschchen ausser meinem Handy auch mein Geldbeutel mit sämtlichen Karten ist. Zurücklaufen geht wegen der langen Strecke aber auch nicht. Zum Glück ist unser Flightpartner Robert, der bald darauf im Cart angefahren kommt, ein Mitarbeiter von Wilson. Schnell erreicht er einen seiner Kollegen. Tatsächlich wurde das Täschchen schon sichergestellt. Ich bin beruhigt. Später wird es mir sogar hinterhergefahren.

Schon nach vier Bahnen sind wir am Tee 1, wo es die Halfway-Verpflegung gibt. Wir verzehren ein Hotdog und Robert gibt alkoholische Getränke aus. Ein Weißbier und einen Schnaps für jeden. Ich passe.
Robert verabschiedet sich hier von uns. Angeblich wird sein Cart für eine Turnierteilnehmerin benötigt, die sonst ihr Bag tragen müsste. Wir vermuten aber, dass er keine Lust hat mit uns zu spielen. Was soll’s. Zu dritt spielen wir weiter und schon bald beginnt es zu regnen. Und warten müssen wir auch an jeder Bahn, zumal wir ja nur noch zu dritt sind.


Leon, der schwach begonnen hat, steigert sich im Laufe des Tages. Er spielt sogar ein Birdie, das sogleich mit österreichischem Zirbenschnaps aus Heinz‘ Flachmann begossen wird. Bei mir selbst kann ich nur von einer Steigerung ins Negative berichten. Es macht aber auch wirklich keinen Spaß. Es regnet mittlerweile heftig. Der Platz, der gestern schon sehr nass war, ist nun noch nasser, die Wege total schlammig. Auch auf das Baumelbänkchen kann man heute nicht sitzen, denn es steht im Wasser.


Als nach vier Stunden immer noch sechs Bahnen zu spielen sind, reicht es mir. Ich steige aus. Gute 20 Minuten durch strömenden Regen zum Clubhaus. Dort setze ich mich an die Bar und bestelle ein Schorle. Bald gesellt sich Michael zu mir, der wundersamerweise schon fertig ist. Also ging es nicht überall so langsam voran wie bei uns.
Heinz und Leon sind da aus anderem Holz geschnitzt. Tapfer halten sie durch bis zum letzten Loch und tauchen erst anderthalb Stunden später im Clubhaus auf. Nun müssen wir noch die klatschnassen Sachen im Bus verstauen. Das muss ich zuhause alles auspacken und trocknen lassen.

Abendessen gibt es heute im Hotel. Wir sitzen an großen runden Tischen, die acht oder zehn Personen fassen. Es unterhalten sich aber immer nur die miteinander, die sich eh schon kennen. Mir gegenüber sitzt ein Typ, der die ganze Zeit schaut als hätte er Spinnen gefressen. Nun ja, wir sprechen eifrig dem Wein zu. Dann kann man das schon aushalten. Auch ein oder zwei Marillenschnäpschen kommen des Wegs.
Das Abendessen – bestehend aus einem italienischen Büffet – ist lecker. Im Anschluß findet die Siegerehrung statt, bei der keiner von uns eine Rolle spielt. Und dann legt ein DJ auf, der recht schnuckelig anzuschauen ist. Allerdings ist die Musik viel zu laut und außer einer einzelnen Dame (im übrigen eine von etwa acht anwesenden Frauen), tanzt niemand. Wir begeben uns später in einen Bereich, wo es etwas ruhiger ist. Ich halte wesentlich länger aus als am Vortag, trotzdem verabschiede ich mich wieder als erste unserer kleinen Gruppe. Am nächsten Tag erfahren wir, dass Leon sogar, gegen zwei Uhr morgens, noch konstruktive Gespräche mit Entscheidern von Wilson geführt hat. Hut ab! Der Arme hat übrigens von uns allen das kleinste Bett bekommen, obwohl er der Größte ist (aber halt auch der Jüngste ;-))

Dienstag, 15. Oktober
Heinz und ich frühstücken noch etwas später als gestern. Leon lässt das Frühstück aus. Im Anschluss gehen wir zu einer Infoveranstaltung, bei der Vertreter von Wilson Stategie und neue Produkte vorstellen. Mich wundert schon gar nicht mehr, dass Equipment für Frauen nicht einmal angesprochen wird. Erst auf Nachfrage erfährt man etwas darüber.
Um die Mittagszeit machen wir uns auf den Rückweg nach Stuttgart. Hinten klappern die Schlägerköpfe, aber Leon meint man könne den Kofferraum jetzt nicht öffnen, weil sonst alles herausfalle. Also lassen wir es halt klappern. Gegen 16:30 kommen wir in Stuttgart an. Spaß gemacht hat unser Ausflug trotz schlechten Wetters und teilweise merkwürdigem Publikum.

Kommentare