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Wittelsbacher Golfclub

Der Sommer 2024, der Mitte Juli begann, ist schon wieder vorüber als Christina und ich am 11. September zu unserem diesjährigen Golfausflug aufbrechen. Innerhalb von wenigen Tagen sind die Temperaturen auf deutlich unter 10 °C gesunken. Der Regen ist also kalt.

Es geht in den Wittelsbacher Golfclub. Ich habe schon viel darüber gehört, vor allem in Tee Time – der Golf Podcast wird der Platz und die dortige Gastronomie über den grünen Klee gelobt und auch Freunde und Bekannte, die schon dort waren, wissen nur Positives zu berichten.

Wir fahren Mittwoch vormittags los und kommen gegen 11:30 Uhr am altehrwürdigen Clubhaus an. Der Himmel sieht ziemlich bedrohlich aus. Und im Golfsekretariat informiert man uns, dass der Regen ab 14:00 Uhr heftig werden soll. Nicht einmal zahlen sollen wir zunächst und am erst nächsten Tag sagen wie weit wir gekommen sind. Das ist ja sehr kulant. Wir beschließen erst mal los zu gehen und starten auch etwas früher als geplant.

Von Anfang an zeigt der Platz seine Tücken. Dass es dort viele und sehr hohe Bäume gibt, die häufig im Weg herumstehen, wussten wir schon. Die welligen Fairways sind zwar meistens breit, aber es gelingt trotzdem, häufig die Bäume zu treffen. Dazu kommt das relativ hohe Rough, das gerade erst gemäht wurde auch dort suchen wir unsere Bälle des öfteren. Trotzdem spiele ich die ersten neun Loch richtig gut. Leider freue ich mich so sehr darüber, dass ich auf den zweiten neun einen Bunker nach dem anderen treffe und entsprechend mehr Schläge brauche.

Am vorherigen Wochenende hat auf dem Wittelsbacher Golfplatz das German Challenge Turnier powered by Big Green Egg stattgefunden. Vermutlich hatte man dafür das Rough hoch stehen lassen. Und nun stolpern wir darin herum und vor allem auch im frisch gemähten feuchten Gras, das obenauf liegt. Unabhängig davon finden wir den Platz aber wirklich toll. Es ist kaum etwas los. Kein Wunder bei der Wetterprognose. Trotzdem laufen wir bald auf einen langsamen Flight älterer Herren auf, die uns dann aber vorbei lassen. So können wir ziemlich schnell unterwegs sein und sind um 15:30 Uhr mit der Runde fertig. Wir mussten nur zwei- oder dreimal ganz kurz den Schirm wegen ein paar Regentropfen aufspannen, sind aber weitgehend trocken geblieben. Kaum sind wir fertig, beginnt es zu schütten.

Wir nehmen unseren Drink nach der Runde im Clubhaus ein und lernen den reizenden Herrn Alimi kennen, mit dem ich im Rahmen der Buchung mehrfach Kontakt hatte. Bald stellt sich heraus, dass Herr Alimi von sehr bemühten, jedoch zumeist wenig qualifizierten Mitarbeitern unterstützt wird.

Wir checken im Hotel ein und erfahren dabei, dass wir gar nicht, wie erwartet, im Clubhaus übernachten, sondern im zugehörigen Gästehaus, welches schätzungsweise zwei Kilometer entfernt ist. Schade, dass es keinen Shuttle mit dem Golfcart vom Club zum Gästehaus gibt. So nehmen wir wegen Regen, Kälte und Dunkelheit doch lieber das Auto.

Die Zimmer sind gemütlich im Laura Ashley Stil eingerichtet. Viele Gäste scheinen hier nicht zu wohnen. Die, die da sind, sind dann allerdings ein wenig schräg, denn Christina begegnet im Treppenhaus einer der jungen Dame in Bustier und Unterhose. Offenbar fühlt die sich dort wie daheim.

Zum Abendessen fahren wir wieder ins Clubrestaurant. Wir werden im gemütlichen Kaminzimmer platziert, wo alle vergangenen Clubmeisterinnen an den Wänden bewundert werden können. Außer uns sind nur noch zwei weitere Übernachtungsgäste da. Wir fragen uns, ob hier immer so wenig los ist und ob wir quasi die Ruhe nach dem Sturm (Turnier) erleben.

Ich bestelle mir ein Gemüsecurry mit Basmatireis. Das Curry ist lecker. Die dazu servierte Reis -Halbkugel scheint aber mehrere Stunden unter einer Warmhaltelampe verbracht zu haben. Sie ist jedenfalls so hart, dass man sie mit dem mitgelieferten Werkzeug gar nicht zerlegen kann. Schließlich gelingt es mir ein kleines Stück abzureißen, welches mir gleich in den Zähnen kleben bleibt. Ich reklamiere also den Reis und die Bedienung nimmt ihn wieder mit, nur um mir wenig später aus der Küche ausrichten zu lassen das sei in Ordnung so, denn Basmatireis sei nun mal eben klebrig. Also erstens ist Basmatireis nicht klebrig und zweitens ist dieser Reis auch nicht klebrig, sondern alt und steinhart. Die osteuropäische Bedienung kommt ein wenig später noch mal vorbei und bestätigt mir, dass sie persönlich auch finde, dass der Reis nicht in Ordnung sei und auch Herr Alimi persönlich kommt dann noch vorbei, um sich zu entschuldigen. Davon habe ich allerdings immer noch keinen genießbaren Reis und verzehre mein Essen mit Weißbrot.

Der Herr am Nebentisch, der dasselbe Essen bestellt hat, muss ein bisschen länger warten. Dafür scheint er frisch zu zubereiteten Basmatireis zu bekommen. Dann war es doch für etwas gut.

Irgendwann fühlt man sich dann doch etwas beklommen in dem leeren Restaurant. Das Personal ist damit beschäftigt, einen Hochzeitsempfang für den folgenden Tag vorzubereiten. Darüber vergisst man dann auch die versprochene Entschädigung für den ungenießbaren Reis. Also begeben wir uns zurück in unser Gästehaus und nehmen dort noch einen Absacker auf Christinas Zimmer.

Beide unsere Zimmer schauen auf den kleinen Parkplatz des Gästehauses. Mein Zimmer ist im Erdgeschoss, deswegen sehe ich gar nichts außer einer Gartenhütte, die man direkt vor das Fenster gestellt hat. Außerdem gibt es dann noch Flutlichtstrahler auf dem Parkplatz, die offensichtlich mit Bewegungsmelder funktionieren, so dass die ganze Nacht über das Zimmer immer mal wieder hell erleuchtet wird.

Zum Frühstück am nächsten Morgen sind wir wieder zu viert. Es gibt deshalb auch kein Buffet, sondern das Frühstück wird am Tisch serviert.

Unsere heutige Runde starten wir gegen 10:00 Uhr. Es sind sogar ein paar Sonnenstrahlen zu sehen. Wie schon am Vortag finden wir die Bäume und wenn wir Glück haben, finden wir auch unsere Bälle im Rough wieder.

Es gibt zwei Signature Sounds auf diesem Platz. Meist am Nachmittag sind dort die Düsenjäger aus dem nahegelegenen Fliegerhorst im Einsatz. Sieht ganz schön gruselig aus wenn man die in geringer Höhe in kleiner Formation fliegen sieht. Vom Lärm mal ganz zu schweigen.

Und dann ertönten – ich glaube an der zehn – helle Kirchenglöcklein. Christina befürchtete sogleich, dass uns die Glöckchen des nachts stündlich erfreuen könnten. Dem ist aber nicht so. Das Gästehaus ist viel zu weit entfernt als dass man die hören könnte.

Trotz aller Schwierigkeiten sind wir uns einig, dass der Platz wirklich wunderschön ist und absolut spielenswert. Ein bisschen gemein finden wir das Rating. Wir dürfen nämlich zwei Schläge weniger brauchen als auf unseren jeweiligen Heimatplätzen. Das ist schon krass.
Die Temperaturen sind seit dem Vortag noch etwas gesunken und erreichen gegen Mittag gerade mal 12°C. Aber immerhin sind wir heute komplett trocken geblieben.

Den After-Golf-Drink können wir sogar leicht fröstelnd auf der Terrasse einnehmen. Dann gehen wir in unser Gästehaus um ein wenig zu ruhen und am Spätnachmittag fahren wir nach Neuburg.

Wir wollen uns dort einmal ein wenig umschauen und auch zu Abend essen. Wir gehen davon aus, dass man angesichts der Hochzeit im Clubhaus heute für „normale“ Gäste wenig Zeit haben wird.

Wir schlendern ein wenig durch Neuburg, können aber mangels Vorbereitung wenig damit anfangen. Es gibt irgendwie viele Kirchen und viel Kopfsteinpflaster, und wahrscheinlich ist es eine altehrwürdige Residenzstadt des Wittelsbacher Geschlechts. Aber so genau wissen wir es nicht. Edyta könnte uns mit Sicherheit einiges dazu berichten. Wir essen bei einem durchschnittlichen Italiener durchschnittliches Essen, kaufen uns auf dem Rückweg eine Flasche Wein und trinken die dann zum Abschluss im Gästehaus.

Freitagmorgen stehen ein paar mehr Autos vor dem Gästehaus. Vermutlich Besucher der gestrigen Hochzeit. Auch zum Frühstück sind mehr Tische eingedeckt als am Vortag und auch ein Buffet ist vorbereitet. Allerdings ist das noch nicht fertig, obwohl die Frühstückszeit schon vor 15 Minuten begonnen hat. Ein Toaster läuft quietschend durch. Er funktioniert aber funktioniert nicht. Die Marmeladentöpfe stehen verkehrt herum, also die Beschriftung nach hinten und ich drehe sie gleich mal um. Allerdings stellt sich nachher heraus, dass in den Töpfen nicht die Marmeladensorte drin ist, die draufsteht. Vermutlich hat man die Beschriftung deshalb nach hinten gedreht. Es gibt auch einen Eierkocher. Allerdings verstehen die Gäste nicht, wie er funktioniert. Es führt nachher zu einem ganz netten Miteinander, denn jeder der sechs Frühstücksgäste erklärt oder zeigt den anderen irgendwas, denn Personal ist nur vereinzelt zugegen. Herr Alimi ist heute früh nicht da. Vermutlich musste er bis in die frühen Morgenstunden die Hochzeitsfeier betreuen. Seine Mitarbeiter geben sich alle Mühe die „Checkliste Frühdienst“ abzuarbeiten. Nicht immer erfolgreich.

Was wir jetzt nicht wissen ist, ob dort immer so wenig los ist oder ob man im Anschluss an das große Turnier eine Ruhephase hat und mit der Notbesetzung im Hotel arbeitet. Wir konnten auch nicht herausfinden, ob man auch im Clubhaus übernachten kann.

Es war ein toller Kurztrip mit ganz viel Wetterglück, viel Spaß und zwei schönen Golfrunden. Ich hoffe dass ich nicht zum letzten Mal im Wittelsbacher Golfclub gewesen bin.

Veröffentlicht in Allgemein

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